Feldhasen und Wildkaninchen

Feldhasen

Zwei unserer Feldhasenbabies - der linke gerade ein paar Tage alt, der rechte schon etwas größer.

Zwei unserer Feldhasenbabies – der linke gerade ein paar Tage alt, der rechte schon etwas größer.

Nachdem sich nun die ersten 2014er Feldhasen-Babies bei uns eingefunden haben, ist es wohl an der Zeit, ausschweifender über „Meister Lampe“ zu berichten.

Meistens sieht man sie nachts auf den Feldern, wenn man mit dem Auto am Land unterwegs ist, doch auch in der Stadt werden hin und wieder welche gesichtet. Feldhasen sind vor allem dämmerungs- und nachtaktiv, tagsüber sieht man sie nur, wenn man sie beim Spaziergang aus Versehen aufschreckt. Bis zum letzten Moment harren die Tiere in ihrer Sasse fast unsichtbar geduckt aus, um dann Haken schlagend loszurennen – und das mit bis zu 70 km/h!

Im Gegensatz zu den Wildkaninchen sind Feldhasen sehr viel größer und haben außerdem riesige Ohren (Löffel). Sie leben einzelgängerisch und graben keine Bauten wie die Kaninchen. Besonders bemerkenswert sind die Jungtiere der Feldhasen. Sie werden vollkommen behaart und mit geöffneten Augen geboren, um es mit den Widrigkeiten der Welt aufzunehmen. Wirken sie auch noch so tapsig, so sind sie doch Nestflüchter. Feldhasenmütter lassen ihren Nachwuchs sehr viel alleine in der Sasse, sie schauen nur zweimal täglich vorbei, um die Jungen zu säugen. Deswegen scheinen auch so viele Babies verlassen, ohne es zu sein. Lesen Sie bitte deswegen auch unbedingt unseren Artikel „Feldhase/Wildkaninchen gefunden„.

Früher war der Feldhase eines der häufigsten Säugetiere bei uns, mittlerweilen zählt er aber zu den bedrohten Tierarten – der Einsatz von Pestiziden macht auf vielen Feldern das Leben für die Hasen unerträglich, riesige Mähdrescher fahren auf und ab, Jungtiere entkommen ihnen nur schwer. Dass der Hase zusätzlich gejagt wird, macht die Bestandssituation umso kritischer.

Wildkaninchen

Wildkaninchen kamen ursprünglich nur im tiefsten Süden Europas und in Nordafrika vor, doch bereits die Römer führten die Kaninchen in unseren Gegenden ein, sodass sie seit der Antike bei uns heimisch geworden sind.

Wildkaninchen (Foto: Matthias Zimmermann)

Wildkaninchen (Foto: Matthias Zimmermann)

Wildkaninchen leben im Gegensatz zum Feldhasen durchaus sozial in Familienverbänden mit Rangordnung untereinander. Gemeinsam graben und bewohnen sie Kaninchenbauten. Bei Gefahr verkriechen sich alle in diesem meterlangen Bau. Die Jungtiere der Wildkaninchen kommen unterirdisch in geschützten Kammern zur Welt und sind nicht der rauhen Natur ausgesetzt wie die Feldhasenbabies. Sie sind bei der Geburt nackt, blind und taub und sind damit richtige Nesthocker. Deswegen brauchen sie die Nestwärme der Wurfkammer im Kaninchenbau. Die Würfe sind auch größer als beim Feldhasen, dieser bekommt 1-5 Jungtiere, bei Kaninchen sind es fast immer 5-6 Jungtiere, gelegentlich sogar bis zu 9 Kinder!
Findet man einen solchen Nackedei außerhalb des Baus, so ist er höchstwahrscheinlich von einem Hund oder einem Fuchs ausgegraben werden und braucht unbedingt menschliche Hilfe!

Wildkaninchen sind kleiner als Feldhasen, auch ihre Löffel sind nicht so groß. Sie sind im Übrigen die Vorfahren unserer Hauskaninchen, die zu allen Größen und Farben weitergezüchtet wurden. Wildkaninchen sind größer als die Hauskaninchen und einfach nur braun.

Lillys Zwergkaninchen Chaplin und Sally sehen ihren Vorfahren nicht mehr besonders ähnlich...

Zwergkaninchen Chaplin und Sally sehen ihren Vorfahren nicht mehr besonders ähnlich…

In manchen Gegenden wie Australien zur Plage geworden, nehmen die heimischen Wildkaninchenbestände jedoch ab. Mit dem Menschen haben sie die gleichen Probleme wie der Feldhase, dazu kommen noch schlimme Seuchen, die ortsweise ganze Populationen ausrotten können. In manchen Städten wie Helsinki haben sich jedoch in Parks Wildkaninchen-Familien angesiedelt und gehören zum Stadtbild, so absurd dies auch aussehen mag.

Schon gewusst?

Ganz zum Schluss noch etwas für die biologische Allgemeinbildung 🙂 Weder Feldhasen noch Kaninchen gehören zu den Nagetieren, wenn auch der Volksmund sie so nennt. Sie gehören zu den Hasenartigen, einer ganz eigenen Ordnung. Von den Nagetieren unterscheiden sich die Hasenartigen vor allem, wenn man „ihnen auf den Zahn fühlt“ – hinter den Nagezähnen, den oberen Schneidezähnen, die die Nagetiere auch besitzen, haben die Hasenartigen gleich ein zweites Paar solcher Schneidezähne – doppelt gemoppelt sozusagen.

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