Notfallfutter – Mythen aus dem Internet

Immer wieder werden uns Tiere mit verklebtem Fell oder Gefieder mit schweren Verdauungsproblemen gebracht. Der Grund? Sie wurden von den FinderInnen mit ungeeignetem Futter versorgt. Zu diesem wurde in einer Zoofachhandlung, von TierärztInnen oder im Internet geraten. In diesem Beitrag werden wir die Produkte auflisten, von denen wir unbedingt abraten wollen und die Gründe dafür erläutern. Gleich vorweg wollen wir uns ganz nüchtern mit zwei Aussagen auseinandersetzen, die wir sehr oft im Zusammenhang mit diesem Thema  hören, welche wir aber als sehr problematisch erachten:

Ich hatte nichts anderes zu Hause!

Die meisten Tiere verhungern nicht sofort, selbst nackte Jungtiere halten es einige Stunden ohne Futter aus. Oft ist auch eine Verletzung oder Krankheit der Grund dafür, weswegen es dem Fundtier schlecht geht. Demnach wäre die Verabreichung von Futter, welche unnötig den Körper belasten würde (Verdauung kostet auch Energie!) nicht von Vorteil. Ganz schwache, ausgekühlte Tiere benötigen ohnehin zuerst Wärme und Infusionen, bevor Nahrung problemfrei verstoffwechselt werden kann. Handelt es sich zusätzlich um nicht artgerechtes Futter sind meist die Schäden, die dadurch angerichtet werden größer als die Hilfe, die man durch die Fütterung eigentlich leisten wollte. Oder um es mit anderen Worten auszudrücken: Kein Mensch würde auf den Gedanken kommen, Bienen zu essen, nur weil im Moment der Kühlschrank leer ist, mit der Begründung, dass Bienenfresser das auch tun.

Ich habe das schon immer so gemacht, und es war noch nie ein Problem.

Tatsächlich haben wir schon von einigen Vögeln gehört, die ausschließlich mit Katzenfutter aufgezogen wurden und erfolgreich ausgewildert werden konnten. Wir geben aber zu bedenken, dass die Wildtierhilfe Wien und viele andere Auffangstationen, die jährlich mehrere hundert Wildtiere versorgen, mit diversen Futtersorten schlechte Erfahrungen gemacht haben und auch, bedingt durch unsere Routine, Verletzungen/Krankheiten/Mangelerscheinungen erkennen, die von Laien oft unbemerkt bleiben. Leichte Gefiederschäden werden häufig übersehen, „Auswilderung“ bedeutet bei vielen Menschen, einen Vogel einfach in den Garten zu setzen und wegfliegen zu lassen. Ob die Federn in späterer Folge spröde werden und abbrechen, kann man dann nicht mehr feststellen. Hinzu kommt, dass nicht alle Mangelerscheinungen (sofort) tödlich enden. Natürlich wünscht man sich nicht nur als WildtierpflegerIn, sondern auch als FinderIn, dass alle Pfleglinge mit den bestmöglichen Startbedingungen wieder in die Natur entlassen werden können, und das ist nur durch eine artgerechte Fütterung möglich. Damit wollen wir aber keineswegs aussagen, dass Sie nun das hochwertigste Premium-Futter zu Hause haben sollten, um Ihr Fundtier gut zu verpflegen, bis es zu einer Pflegestelle kommen kann. Eher stellen wir die Notwendigkeit einer Fütterung (wohlgemerkt: als Erstversorgungsmaßnahme) generell in Frage.

Warum Futter zur Erstversorgung nebensächlich ist – ein paar Szenarien:

  • Man stelle sich vor man sitzt da, nachdem man von einem Auto angefahren wurde und gerade noch mit dem Leben davongekommen ist. Die Blutergüsse wären ja noch irgendwie erträglich… wenn nicht der linke Arm in einem verflixt eigenartigen Winkel wegstehen würde. Würden Sie mit diesem Schock und höllischen Schmerzen sofort etwas essen wollen? So muss sich das für einen Vogel mit gebrochenem Flügel anfühlen.
  • Nach einem Fahrradunfall, welcher mit einem Sturz auf den Hinterkopf endete, brummt Ihnen der Kopf, Ihnen ist speiübel und schwindlig, Sie wissen nicht wo oben oder unten ist. Und nun will Ihnen jemand einen Germknödel aufzwingen. Mmmh, lecker! In etwa so stellen wir uns vor, dass sich ein Vogel mit Anflugtrauma fühlen würde.
  • Wie die Fütterung für einen Igel mit Darmparasiten ist, malen wir uns anhand eines Vergleichs mit einer richtig üblen Magen-Darm-Grippe aus. Man hat ordentlich Bauchweh, will sich gar nicht erst bewegen und nach jeder Mahlzeit hat man erst einmal eine Verabredung mit dem Lokus und weiß nicht so recht, ob man sich hinsetzen soll oder doch stehen bleiben muss… Wir sind uns sicher, dass das keine Situation sein kann, in der man ordentlich Kohldampf hätte.

Nutzen Sie also bitte statt einer Fütterung die Zeit dafür, eine Pflegestelle für Wildtiere im Internet zu suchen und rufen Sie dort an, telefonisch kann man sich immer noch über das richtige Futter unterhalten. Gerne können Sie sich auch an den Notfallsleitfäden auf unserer Website orientieren.

Ungeeignetes Futter – eine Auflistung

Bevor wir zur eigentlichen Auflistung kommen möchten wir klarstellen, dass kein Tier, weder erwachsen noch jung, Milchprodukte frisst. Auch verdünnte Milch, Kondensmilch, Schlagobers oder Katzenmilch eignen sich nicht. Ausnahmslos niemals sollten Insekten mit Warnfarben oder offensichtlich beißende bzw. giftige Insekten (Bienen, Ameisen) gegeben werden. Überdies hinaus sind diese Listen nicht vollständig! Es werden lediglich die Nahrungsmittel aufgezählt, zu denen leider sehr häufig geraten wird. Selbstverständlich gibt es noch weitere Produkte, die sich nicht für eine Fütterung eignen.

Jungvögel:

  • Brot
  • Ei (Ausnahme Krähen)
  • Fleischprodukte, z.B. Hackfleisch (Ausnahme Greifvögel, Krähen) oder Katzenfutter
  • Handaufzuchtspulver für Ziervögel
  • Milchprodukte
  • Müsli
  • Obst
  • (Vorsicht bei Beoperlen!)

Altvögel:

  • Brot
  • Ei (Ausnahme Krähen)
  • Fleischprodukte, z.B. Hackfleisch (Ausnahme Greifvögel, Krähen) oder Katzenfutter
  • Handaufzuchtspulver für Ziervögel
  • Milchprodukte

Fledermäuse:

  • Brot
  • Ei (Ausnahme Krähen)
  • Fleischprodukte, z.B. Hackfleisch oder Katzenfutter
  • Handaufzuchtspulver für Ziervögel
  • Milchprodukte (auch keine Katzenmilch)
  • Müsli
  • Obst

Feldhasen und Wildkaninchen:

  • Brot bzw. Getreide jeglicher Art
  • Fleischprodukte, z.B. Hackfleisch oder Katzenfutter
  • Milchprodukte (auch keine Katzenmilch)
  • Obst

Igel:

  • Brot bzw. Getreide jeglicher Art
  • Milchprodukte (auch keine Katzenmilch)
  • (Vorsicht bei Obst!)
  • (Vorsicht bei Igelfutter!)

Eichhörnchen und Bilche:

  • Brot
  • Milchprodukte (auch keine Katzenmilch)

Warum passt dieses Futter nicht?

Im folgenden Text wollen wir erklären, warum wir die Gabe von den oben aufgelisteten Futtermöglichkeiten für die jeweilige Tierart für ungeeignet halten, auch wenn es sich dabei um eine einmalige Gabe handeln würde.

Milchprodukte:

Siebenschläferkind trinkt ErsatzmilchJunge Säugetiere benötigen eine spezielle Aufzuchtsmilch, die nicht von Laien verabreicht werden sollte (Verschluckungsgefahr, mehr dazu in unserem Facebookbeitrag). Weder Kuhmilch noch Ziegenmilch oder Katzenmilch werden den Anforderungen an diese gerecht. Der Milchzuckergehalt wäre zu hoch, der Fettgehalt (besonders bei Feldhasen) viel zu gering. Beginnen Sie nicht, aus diesem Grund mit Schlagobers oder ähnlichem herumzuexperimentieren, da die Zusammensetzung trotzdem nicht stimmen würde. Die Tiere befinden sich noch in der Wachstumsphase und benötigen daher eine ausreichende Menge bestimmter Nährstoffe, selbst wenn es nicht zu Verdauungsstörungen kommt, sind andere Mangelerscheinungen eigentlich vorprogrammiert. Aus uns unerfindlichen Gründen werden Milchprodukte auch immer wieder Vögeln gegeben. Da diese in keinem Stadium ihres Lebens Milch zu sich nehmen können sie diese jedoch absolut nicht verwerten.

Jungvögel:

Gefiederschäden bei einer Türkentaube

Gefiederschäden bei einer jungen Türkentaube.

Innerhalb weniger Tage entwickelt sich das Gefieder und binnen kürzester Zeit wird aus einem nackten Nestling ein ausgewachsener, flugfähiger Vogel. Eben weil die Entwicklung von Jungvögeln so schnell vonstatten geht, resultieren bereits wenige Fütterungen mit ungeeignetem Futter (wenn nicht in schweren Verdauungsproblemen) in Gefieder-bis hin zu Knochenschäden.
Jungvögel sind nach dem Schlupf noch mit einem Dottersack ausgestattet, welcher sie für kurze Zeit (wenige Tage) ernährt, bevor er sich zurückbildet. Vielleicht findet man deswegen oft den Rat, Jungvögel mit Ei zu füttern. Auch in Handaufzuchtspulver für Ziervögel findet man oft Ei mit der Begründung, dass Jungvögel tierisches Protein benötigen würden. Und das stimmt auch … beinahe: Die meisten Singvogelkinder sind nämlich Insektenfresser. Fütterungen mit Ei gehen also aus zweierlei Gründen immer schief. Sowohl roh als auch gekocht verabreicht, jedes Mal bekommen wir die Vögel danach mit komplett verklebtem Gefieder. Das klingt nicht weiter schlimm, in freier Wildbahn ist ein kaputtes Gefieder jedoch das Todesurteil für die meisten Vögel. Außerdem enthält Ei einfach nicht die für das Wachstum notwendigen Nährstoffe. Selbiges gilt für Handaufzuchtspulver. Es krümelt, wodurch wir die Vögel meist mit verklebtem Gefieder erhalten. Meistens sind darin auch noch reichlich Zucker und Bäckereinebenerzeugnisse enthalten, beides ist Gift für einen so kleinen Körper, der auf Insekten spezialisiert ist. Viele Menschen schließen von der Nahrung der erwachsenen Vögel auf das Futter für deren Jungtiere. Leider ist dem nicht so. Erwachsene Amseln fressen etwa auch Früchte wie Beeren sehr gerne, bei den Jungtieren werden diese – im besten Fall – unverdaut wieder ausgeschieden. Aufgeweichte Beoperlen werden oft als Notfallsfutter empfohlen, tatsächlich sind sie eher unproblematisch. Jedoch haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie einen sehr flüssigen, stark gefärbten Kot bewirken und auch hier sollte nicht vergessen werden, dass manche Vogelarten besonders empfindlich sind und diese zuckerreichen Kugeln nicht vertragen. Immerhin ist dieses Futter – wie der Name schon sagt – für „Beos“ konzipiert, einer tropischen Vogelart, welche sich von Früchten und Insekten ernährt.

Altvögel:

SperlingImmer wieder sieht man in Parks, wie Vögel scheinbar mit Vorliebe das ihnen angebotene Brot (aufgeweicht oder trocken) fressen. Warum tun sie das, obwohl es ihnen schadet? Nun, wahrscheinlich aus einem ähnlichen Grund, warum wir Menschen uns manchmal an einem großen Stück Schokoladentorte überfressen: Weil wir hungrig sind und weil es uns schmeckt. Tatsache ist aber, dass das im Brot enthaltene Salz für Vögel viel zu hoch konzentriert ist, zusätzlich kann Brot im Magen der Tiere aufquellen, was zu Verdauungsproblemen führt. Da normalerweise keine gesunden Tiere sondern geschwächte bzw. kranke Tiere in Pflege genommen werden, können diese suboptimales Futter besonders schlecht verdauen. Bei einer bestehenden Infektion des Magen-Darm-Traktes freuen sich natürlich alle unerwünschten Beteiligten ganz besonders über die Süßigkeiten (Brot ist sehr stärkereich und Stärke ist eine sehr lange Zuckerkette) – Parasiten, Bakterien, Pilze haben dadurch Grund zum Feiern. (Falls sich jemand unter unseren LeserInnen findet, der regelmäßig in der Stadt Vögel mit Brot o.ä. füttert: Bitte denken Sie in Zukunft daran, dass das die Tiere krank macht!) Mehr zum Thema Brotfütterung finden Sie hier.

Fledermäuse:

Heimische Fledermäuse sind reine Insektenfresser! Insektenfresser zeichnen sich durch ihre nadelartig-spitzen Zähne und einen sehr kurzen Darm mit wenigen Windungen aus. Die in Pflanzen enthaltene Cellulose ist ein sehr schwer verdauliches Material. Warum ist das so? Stärke kann, auch von uns Menschen, mithilfe des Enzyms „Amylase“ (enthalten im Speichel bzw. der Bauchspeicheldrüse) aufgespaltet werden. Zweifarbfledermaus und AbendseglerDa dieses aber eine ganz spezifische Struktur des Zielmoleküls benötigt (Schlüssel-Schloß-Prinzip), Cellulose aber eine ganz andere Struktur aufweist als Stärke, kann das Enzym hier nicht seinen Job machen. Also was tun? Ein Pflanzenfresser oder Allesfresser weiß sich hier zu helfen: Beide Organismengruppen haben Zähne, mit denen sie schon einmal mechanisch Pflanzen zerkauen können. Dabei hilft ein seitlich bewegliches Kiefergelenk, das Mahlbewegungen möglich macht. Fleischfresser und Insektenfresser haben schon mal ein viel einfacher gebautes Gelenk, mit dem keine Mahlbewegung möglich ist (um sich das vorzustellen, denkt man am besten an Katzen, diese können das Maul lediglich auf- und zumachen). Zusätzlich weisen Pflanzen- und Allesfresser noch andere Anpassungen auf, einige haben etwa einen vergrößerten Magen (als Gärkammer) oder einen besonders langen (Blind-)Darm, in dem in Zusammenarbeit mit dort lebenden Bakterien die „zache Kost“ fermentiert wird. Im Gegensatz zu Wirbeltieren sind einige Bakterien nämlich ziemlich badass und verfügen über Enzyme (Cellulasen), die in der Lage sind, Cellulose aufzuspalten. Dabei wirken sowohl der basische Speichel als auch die säurebildenden Bakterien in einem komplizierten Wechselspiel zusammen. Zusammengefasst kann man also behaupten, dass jede Menge Tricks vonnöten sind, damit Pflanzen verwertet werden können. Bei heimischen Fledermäusen würde die Gabe von Getreide, Obst oder Gemüse daher zu schweren Verdauungsproblemen führen.

Feldhasen und Wildkaninchen:

Feldhasen und Wildkaninchen sind reine Pflanzenfresser. Im Gegensatz dazu haben Fleischfresser lange Reißzähne, mit denen sie das Fleisch vom Knochen trennen. Muskeln und oft sogar Knochen können mithilfe einer potenten Magensäure (Salzsäure) verdaut werden. Diese Magensäure ist aber bei Pflanzenfressern viel, viel schwächer konzentriert als bei Fleischfressern, weswegen Pflanzenfresser Schwierigkeiten dabei haben, Fleisch zu verdauen. Erschwerend kommt hinzu, dass Pflanzenfresser um ein Vielfaches empfindlicher auf manche Bakterien (und Parasiten) sind als einige Fleischfresser, in denen diese Bakterien natürlich vorkommen. Das liegt daran, dass sich Bakterien durch die schnelle Verdauung (keine Fermentation) in dem kurzen Darm von Fleischfressern nicht vermehren können. Ein Beispiel für solche Bakterien, die Pflanzenfressern gefährlich werden können, sind Escherichia coli und Colostridium perfringens. E. coli leben natürlich im Darmtrakt von Fleischfressern, bei Pflanzenfressern führen sie jedoch häufig zu schwerwiegenden Infektionen: Bei Feldhasen und Wildkaninchen kommt es durch eine E. coli-Infektion zu wässrigen Durchfällen, das Gift der Clostridien kann zur Darmlähmung führen, die nach kurzer Zeit tödlich endet.

FeldhaseGetreide kann von Feldhasen und Wildkaninchen ebenfalls schlecht verwertet werden. In der Natur haben beide Tierarten (außer zur Erntezeit) kaum Zugang zu Getreide, dementsprechend finden sich unzureichend Enzyme zur Verdauung der langen Zuckerketten, welche Getreide en masse beinhaltet, im Verdauungstrakt. Schließlich wird die Verdauung von Hefepilzen übernommen, die dann zu gravierenden Verdauungsstörungen durch unerwünschte Gärungen führen. Obst enthält ebenfalls reichlich Zucker, wieder kommt es zur Verdauung durch Hefen. Auch wenn es den Tieren schmeckt, ist es absolut nicht gesund für sie!

Aber was fressen Feldhasen und Wildkaninchen nun, wenn sie selbst bei Pflanzen so wählerisch sind? Ähnlich wie Rehe zählen diese Arten zu den sog. Konzentratselektierern (ein Begriff, der aber eigentlich nur für Wiederkäuer verwendet wird, aber wir waren hier einmal so frei…). Es werden gezielt leicht verdauliche Pflanzenteile ausgewählt; der Verdauungstrakt ist weniger kompliziert gebaut, weswegen Feldhasen und Wildkaninchen weniger cellulosereiche Pflanzen zu sich nehmen. Bevorzugt werden von beiden Tierarten frische, eiweißreiche Wildkräuter!

Igel:

Wie Fledermäuse sind auch Igel Insektenfresser. Im Gegensatz zu diesen haben Igel aber eine hohe Toleranz gegenüber pflanzlichem Material, sie können dieses teilweise sogar verdauen. Oft hört man, dass Igel sogar absichtlich Äpfel fressen (obwohl ihnen anderes, besser geeignetes Futter zur Verfügung stünde) und Bananen lecker finden. Gieriger Igel beim Schnappen nach Zophoba-Larve.Nichtsdestotz ist ein Igel genauso wenig ein Allesfresser wie ein Wolf, der ebenfalls hin und wieder Beeren frisst. Allesfresser und Pflanzenfresser (ausgenommen Wiederkäuer) zeichnen sich nämlich durch einen vergrößerten Blinddarm aus, in welchem die Fermentation des Pflanzenmaterials stattfindet. Igel besitzen keinen Blinddarm, weswegen die Nahrung den Darm sehr schnell passiert und pflanzliche Nahrung nicht optimal verdaut werden kann. Nichtsdestotrotz ernähren sich Igel sehr opportunistisch, auch Fleisch wird hin und wieder gefressen (z.B. Mäusebabys). Daher ist Katzenfutter auch eine willkommene, akzeptable Möglichkeit, einen gefundenen Igel zu versorgen. Von einigen sehr zuckerreichen Katzenfuttersorten bekommen Igel jedoch Durchfall. Zu Igelfutter sei gesagt, dass dieses meist sehr minderwertig ist, viel Zucker enthält und auch oft Bananenchips, Rosinen oder Nüsse beinhaltet. Der Großteil davon wird unverdaut wieder ausgeschieden. Eine kurzfristige Versorgung mit Igelfutter ist also kein Problem, grundsätzlich raten wir aber davon ab.

Eichhörnchen und Bilche:

22.03.NussTatsächlich sind sowohl Eichhörnchen als auch Bilche sehr unkompliziert, was die Ernährung betrifft. Gefressen wird so gut wie alles, was ihnen zwischen die Finger kommt. Wahrscheinlich durch ihr niedliches Aussehen bedingt sind aber Eichhörnchen und Bilche (neben Vogelküken) die Tiere, an denen leider am allermeisten herumexperimentiert wird. In aller Regelmäßigkeit wird ihnen Milch mit sehr vielfältigen Begründungen gefüttert („eh nur ganz wenig“, „eh verdünnt“, „es hatte so Hunger“). Leider wird dadurch aus einem „es hatte so Hunger“ häufig ein „und jetzt hat es Bauchweh“.

Es gibt kein „Notfallfutter“!

Abschließend bleibt festzuhalten, dass in unseren Augen der Begriff „Notfallfutter“ an sich schon befremdlich ist. In einem Notfall wird nicht gefüttert. In der Regel wird schließlich auch möglichst rasch die Rettung gerufen, wenn plötzlich eine Person zusammenbricht, und nicht erst versucht, dieser einen Keks zu geben. 😀

Quellen:

  • Hickman C P, Roberts L S, Larson A, I’Anson H, Eisenhour D J (2008): Zoologie (13. Auflage). München: Pearson Studium.
  • Schnorr B, Kressin M (2001): Embryologie der Haustiere: Ein Kurzlehrbuch (5. Auflage). Stuttgart: Enke Verlag.
  • Shipley L A  (1999): Grazers and browsers: How digestive morphology affects diet selection. Proceedings of Grazing Behavior of Livestock and Wildlife 70:20-27.