Gefiederschäden durch Mangelernährung

Ein Tag im Leben eines Jungvogels spielt eine extrem große Rolle für seine weitere Entwicklung. In der Pflege bedeutet das: Bloß nichts falsch machen und nur mit artgerechter Nahrung füttern!

Kein oder ungeeignetes Futter kann sich sehr schnell negativ auf die Gefiederentwicklung auswirken. Am Bild unten ist die Feder eines jungen Sperlings abgebildet. Die weiße Farbe stammt aus der Zeit, als er noch von seinen Eltern mit ungeeigneter Nahrung gefüttert wurde. Die dunkle (richtige) Farbe kommt von der Zeit in Pflege, in der das Tier mit artgerechtem Futter versorgt wurde. Doch nicht nur die Pigmentierung ist anders, sondern auch die Federstruktur. Der weiße Teil ist weich und brüchig. Er isoliert nicht gut, hält Nässe kaum ab und bricht früher oder später ab.

Feder eines jungen Sperlings. Weiß: Fütterung mit ungeeignetem Futter. Dunkel: Fütterung mit artgerechtem Futter.

Opportunistische Futtersucher

Bei bestimmten Vogelarten sind Gefiederschäden dieser Art sehr häufig. Die Vogeleltern solcher Arten füttern mit dem, was in der Gegend einfach verfügbar ist, unabhängig davon, ob sich das Futter für den Jungvogel wirklich eignet oder nicht. Bei Sperlingen kommen – besonders in der Stadt – Gefiederschäden dieser Art recht häufig vor.

Einfach durchmausern?

Letztendlich wäre es schön sagen zu können, dass der betroffene Vogel ja einfach bei der nächsten Mauser neue, schöne Federn schiebt, sobald er in der Lage ist, qualitativ hochwertiges Futter zu finden. Ganz so simpel ist es aber nicht. Viele Jungvögel überleben nicht bis dahin. Denn: Ein Vogel, dessen Körpergefieder nicht isoliert, erfriert oder überhitzt. Ein Vogel, dessen Gefieder bei Nässe durchlässig ist, stirbt. Ein Vogel, dessen Schwungfedern so spröde sind, dass sie irgendwann brechen, kann nicht fliegen und stirbt.

Wildtierpflege braucht Zeit

Wir haben in den letzten Jahren viele Erfahrungen mit solchen Jungvögeln gesammelt, die meistens aus anderen, scheinbar gravierenderen Gründen zu uns kommen (z.B. Knochenbrüche). Beim Übersiedeln in die Auswilderungsvoliere fliegen sie manchmal zwar noch, aber bei kleinsten alltäglichen Hürden, wie der Gefiederpflege oder dem Anstoßen an einem Ast, brechen die Federn. Zurück bleiben Sperlinge, die bis zur nächsten Mauser nicht mehr fliegen können.

Es ist verführerisch, solche Vögel einfach freizulassen, da es oft so aussieht, als würden sie schon irgendwie klar kommen. Nimmt man sich die Zeit für eine wirkliche Rehabilitation jedoch nicht, brechen die Federn eben erst draußen nach der Auswilderung, wo die mühsam gesund gepflegten Tiere keine Chance haben. Deshalb ist die Auswilderung über Außenvolieren so wichtig. ?