Ein Unfall im Auer-Welsbach-Park

Am 08.01.2014 wurde die Wildtierhilfe Wien von der Firma Jakel & Grünbau kontaktiert. Bei Baumschnittarbeiten im Auer-Welsbach-Park im 15. Bezirk trafen die Mitarbeiter der Firma auf eine Kolonie des Großen Abendseglers.

Wenn man bei Baumschnittarbeiten auf Fledermäuse stößt, dann heißt das in erster Linie: es gibt Verletzte.

Jakel und Grünbau

Sofort machten wir uns auf den Weg, die Tiere zu bergen. Die Mitarbeiter warteten nach Dienstschluss auf unser Eintreffen und gemeinsam sammelten wir die Tiere ein. Dass sich Tiere in den Baumhöhlen befanden, wussten die Arbeiter nicht. Die Winterschlaf haltenden Tiere machen sich natürlich akustisch nicht bemerkbar und obwohl der Große Abendsegler eine kräftige Lautäußerung zeigen kann, übertönt selbst eine ganze Kolonie keine Kettensäge. Zusätzlich tragen die Arbeiter auch Gehörschutz, um keine Hörschäden durch ihre Tätigkeit davonzutragen. Damit haben Fledermäuse keine Möglichkeit sich bemerkbar zu machen.
Vor Ort zeigte sich uns jedenfalls ein trauriges Bild: So kamen etwa fünf Tiere durch die Kettensäge um, sie lagen teilweise aufgeschnitten oder in zwei geteilt am Boden verstreut. Weitere 22 Tiere konnten geborgen werden, von denen ein Tier so schwer verletzt war, dass es anschließend eingeschläfert werden musste.

Uns war klar, dass die Baumschnittarbeiten solange gestoppt werden mussten, bis geklärt war, inwiefern der betroffene Baum von noch weiteren Fledermäusen bewohnt wird. So versuchte die Wildtierhilfe Wien die MA 22 (Umweltschutz) zu erreichen, hinterließen eine Nachricht und warteten vorerst auf einen Rückruf.

Untersuchung des BaumesUm sich ein genaues Bild von der aktuellen Situation machen zu können entschied sich das Team, am nächsten Morgen um 7 Uhr vor Ort zu sein, um das weitere Vorgehen besprechen zu können. Wir erhofften uns, den Arbeitern die Situation erklären zu können. Es stellte sich heraus, dass die Herren besonders aufmerksam waren, auf keinen Fall mehr Schaden anrichten wollten und abwarten würden. Gemeinsam untersuchten wir den Baum soweit möglich, um zu sehen, ob in der Baumhöhle noch weitere Tiere saßen. Das war aber glücklicherweise nicht der Fall. Auch die abgeschnittenen Baumteile am Boden schienen vollständig ausgeräumt zu sein.

Wir erklärten den hilfsbereiten Arbeitern, dass sie uns umgehend verständigen könnten, sollten doch noch Fledermäuse gefunden werden und machten uns anschließend auf den Weg nach Hause.

Um 9 Uhr rief bereits die MA 22 zurück und erkundigte sich nach dem Vorfall. Eine Mitarbeiterin der MA 22 erklärte, sie würde sich umgehend um die Angelegenheit kümmern und sich auf den Weg in den Park machen. Die Arbeiten vor Ort wurden bereits gestoppt.

Ein Danke an die Firma Jakel & Grünbau und an die MA 22

Wir möchten uns ganz herzlich für die großartige Zusammenarbeit mit der Firma Jakel & Grünbau bedanken, die uns schnellst möglich Bescheid gegeben hat und sich die Zeit nahm, den Baum vor Ort gemeinsam nach weiteren Tieren abzusuchen. Großes Lob an die Arbeiter vor Ort!

Auch freuen wir uns sehr über das rasche Einschreiten der MA 22, die weitere Arbeiten verhinderte und die Situation zuerst in Augenschein nehmen wird, um dann eine sinnvolle weitere Vorgehensweise zu finden.

Künftige Lösungen?

Obwohl es sich hier um einen sehr tragischen Vorfall handelt, lässt sich wohl kein echter Schuldiger finden. Die Baumschnittarbeiten sind notwendig, um zu verhindern, dass bei starkem Sturm Baumäste zu Boden fallen und möglicherweise Menschen verletzen. Baumhöhlen sind verwinkelt und schlecht sichtbar. Selbst wenn man sie entdeckt, könnten Tiere, die erst nach einer Biegung in der Höhle hängen, übersehen werden. Wir möchten uns aber künftig überlegen, wie man weitere Vorfälle effizient verhindern kann, ohne die Arbeit der Gärtnereien zu erschweren oder zu behindern.