Futterspiele für unsere Bilche

Wildtiere unterscheiden sich in vielen Belangen ganz maßgeblich von unseren Haustieren. In einer Sache ergeht es allen aber gleich: Das Leben muss ein bisschen Spaß machen. Säugetiere und Vögel benötigen für ihre geistige Gesundheit Beschäftigung. Die Haltung in kleinen und uninteressanten Unterbringungen sorgt bei den Pfleglingen für Verdruss. Dieser äußert sich in vielen Fällen in der Entwicklung von Stereotypien. Unter stereotypischem Verhalten versteht man sich wiederholende Bewegungen, aber auch das Verharren in auffälligen Körperhaltungen. Dieses Verhalten wird häufig in zu engen Käfigen provoziert. Die Tiere drehen sich dann um ihre eigene Achse, schlagen ständig einen Salto oder laufen wiederholt von einem Ende des Käfigs zum anderen. Eine andere Form von Verhaltensstörung stellt die Automutilation dar. Dabei verletzten sich die Tiere selbst, knabbern und lecken sich wund.

Für uns Wildtierpflegerinnen der Wildtierhilfe Wien ist das natürlich eine sehr belastende Situation – ist uns die Pflege der Tiere doch sehr, sehr wichtig. Kein Käfig kann einem Wald in freier Natur das Wasser reichen und zu ihrer eigenen Sicherheit müssen die Wildtiere bis zu ihrer Genesung in Käfigen wohnen. Kontrollierter Auslauf ist möglich, aber auch der ist mit einem Leben in Freiheit nicht vergleichbar.

Aber wir haben dennoch Möglichkeiten! Und sie sind erfolgreich! Ein paar davon möchten wir Ihnen heute vorstellen und Sie anregen, die eine oder andere Idee auch für Ihre Haustiere auszuprobieren!

Ein bisschen Spaß muss sein!

fressender BilchSteckobst

Das Steckobst – Nach dem Vorbild der Tierpfleger im Tiergarten Schönbrunn bieten wir für unsere Obstliebenden Siebenschläfer Steckobst an! Dazu werden kleine Äpfel- und Birnenwürfel einfach auf die Enden der Äste gesteckt. Das ist gleich doppelt sinnvoll: Nicht nur wird der Siebenschläfer auf diese Weise unterhalten, wenn er sich selbst sein Obst zusammensuchen muss, anstatt es aus der Schüssel zu fressen. Auch in der freien Natur findet sich Obst häufig auf den Ästen von Bäumen. Dabei kann man das Obst immer auf verschiedene Äste stecken, sodass der Siebenschläfer lernt seiner Nase zu folgen, um an Futter zu gelangen.

Heuröhre

Die Nussröhre – Eine Weidenröhre, ausgestopft mit viel Heu, stellt generell eine nette Wühlkiste für Siebenschläfer dar. Versteckt man im Heu die eine oder andere Nuss, ein Stück Weintraube oder eine Karotte, so arbeitet sich der kleine Siebenschläfer freudig durch die Röhre auf der Suche nach Futter. Die Lektion für den kleinen Bilch ist klar: Wer an Futter kommen will, muss danach suchen.

Klopapierrollen

Der Jackpot in der Klopapierrolle – Nüsse, Obst oder Gemüse können ganz schnell in so einer leeren Klopapierrolle versteckt werden. Möchte ein Siebenschläfer, der nur mehr teilweise in diese Rolle passt, an das Futter kommen, so muss er daran ziehen, knabbern oder sie sonst auf kreative Art zerstören. Möchte man das Spiel etwas komplizierter gestalten, kann man die Klopapierrolle ebenfalls mit Heu ausstopfen.

WeintraubeWeintraube
WeintraubeHeulball

Traubenschaukel – Ein kleines, kugeliges Heuhäuschen, aufgehängt an einem Faden, dient als hervorragendes Spielzeug für Siebenschläfer. Weintrauben (ein Leckerbissen für Siebenschläfer), versteckt in Klopapierstücken (keine Sorge, diese verwenden erwachsene Siebenschläfer höchsten als Nistmaterial, fressen diese aber nicht auf) können in diesem Häuschen versteckt werden. Der baumelnde Siebenschläfer darf dann seine „Zuckerl“ auspacken und wird sogleich mit der süßen Frucht belohnt. So lernt der Siebenschläfer nicht nur sein Futter selbst zu finden, er trainiert auch seinen Gleichgewichtssinn ein wenig. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Siebenschläfer, denen möglichst viele verschiedene Klettermaterialien und Aufgaben vorgestellt werden, viel geschickter im Alltag sind. Sie stürzen schlichtweg viel seltener ab!

Das Wildtier im Haustier

Wenn Sie Nagetiere bei sich zuhause haben, so möchten wir Sie dazu anhalten, unsere Siebenschläfer-Futterspiele von Ihren Nagern ausprobieren zu lassen! Geben Sie den Tieren ruhig etwas Zeit – sie brauchen womöglich eine Weile bis sie erkennen, dass sich das eine oder andere Futterspiel für sie lohnt. Spiele mit Tieren, ganz gleich ob Wildtier oder Haustier, sollten aber stets vollkommen zwanglos ablaufen. Viel Spaß!

Quellen:

  • HAUPT W, JOCHHEIM K, GOUZOULIS-MAYFRANK E (2009): Neurologie und Psychiatrie für Pflegeberufe (10. Auflage). Stuttgart: Thieme Verlag.
  • SCHMAHL C, STIGLMAYR C (2009): Selbstverletzendes Verhalten bei stressassoziierten Erkrankungen (1. Auflage). Stuttgart: Kohlhammer GmbH.